Romancewoche – Leseschnipsel Emma S. Rose / Emma Wagner

Guten Abend,
zur Feier des Tages gibt es hute noch zwei Schnipsel aus den werden von Emma S. Rose und Emma Wagner. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

Einen schönen Abend euch noch.
Liebe Grüße
Susi

Leseschnipsel Emma S. Rose:
»Also ganz ehrlich, Schnecke. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass da etwas zwischen euch läuft!«
Aaron riss mich gnadenlos aus meinen Grübeleien, jagte einen heißkalten Schock durch meine Adern. »Wie meinst du das?«
»Oh, ich weiß nicht. Die Art und Weise, wie du ihn anstarrst, vielleicht? Die Art und Weise, wie er dich anstarrt? im Ernst, ich bin stockschwul, aber bei diesem Anblick habe selbst ich einen Ständer bekommen!«
Ich schrie auf und schlug ihm fest auf den Oberarm. »Du bist unmöglich!«
Lachend wich er mir aus, rieb über die Stelle, die ich getroffen hatte und rümpfte kurz die Nase. Dann wurde er ernst. »Du hast aber nicht vergessen, was wir dir zu Anfang über ihn gesagt haben, oder?«
Sofort war sie vorbei, diese Leichtigkeit in mir. Sie verpuffte und machte Platz für die Realität – für Tatsachen, die ich mir noch vor dieser Begegnung mit Chris selber immer wieder vor Augen gehalten hatte. »Natürlich habe ich das nicht vergessen«, erwiderte ich leise, widerwillig.
Aaron legte einen Arm um meine Taille, zog mich an sich. »Ich will nur nicht, dass du dich in etwas verrennst, was sowieso keine Zukunft hat, hörst du? Ich meine … guck ihn dir nur an!«
Widerwillig folgte ich seiner Aufforderung – und spürte einen heißen Stich direkt in meiner Brust. Erneut saß irgendeine Frau neben ihm und schien sich aufs Köstlichste zu amüsieren. Chris wirkte alles andere als unzufrieden. Die Welle des Schmerzes, die mich erfasste, machte mir deutlich, dass ich dem Kerl schon weitaus mehr verfallen war, als ich es jemals zugegeben hätte. Zu sehen, dass dies offensichtlich nicht von Bedeutung war, nicht für ihn, war wie eine heilsame Behandlung meines kranken Herzens: Ich schluckte hart, wartete nicht ab, bis Chris meinen Blick sah, sondern wandte mich Aaron zu. In seine mitfühlenden Augen zu blicken, brachte mich fast um.
»Ich will dir nicht weh tun, Feli. Ich will dir auch nichts vorschreiben. Alles, was ich will, ist, dass du dir keine Illusionen machst. Wenn du etwas Spaß mit ihm haben willst – nur zu. Aber bitte, bitte denk daran, dass er nur ein Kerl für eine Nacht ist.« Er seufzte leise auf. »Verdammt, wenn ich nicht schwul wäre, würde ich dich auf Händen tragen, das weißt du. Und du hast nichts anderes verdient. Wenn es nach mir ginge, würdest du die Finger von ihm lassen. Du kannst dich nur an ihm verbrennen.«
Aaron hatte recht. Auch wenn es schmerzte, das zuzugeben … er hatte recht. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, dankbar für seine Art, mich beschützen zu wollen. In dem Moment, als meine Lippen seine Haut berührten, huschte mein Blick ein weiteres Mal zu Chris, ich konnte es nicht verhindern, und dieses Mal sah auch er gerade in meine Richtung. Die Erkenntnis erfüllte mich erneut mit einer warmen Luft, die sofort wieder verpuffte, als ich sah, wie sich sein Blick verdüsterte. Dann wandte er sich wieder seiner weiblichen Gesellschaft zu.

Textschnipsel von Emma Wagner:
Sie hörte Arens Lachen unmittelbar hinter sich, er griff nach ihrer Hand, sie entzog sie ihm erneut, fühlte sich erhitzt und sonderbar schwebend. Zwischen den Bäumen sah sie das türkisfarbene Wasser des Sewansees in der Sonne funkeln. Sie hielt sich die stechende Seite, lief aber weiter und über den Strand mit seinen runden Kieseln, die zum Wasser hin immer kleiner wurden, in Richtung der großen Felsen, die in den See hineinragten.
Nur einen Moment hielt sie inne, zog ihre Schuhe aus, schleuderte sie auf den Strand und rannte dann jauchzend durch das knöcheltiefe Wasser, dass es nur so spritzte.
Sie war erhitzt, rang nach Atem, hatte grässliche Seitenstiche und fühlte sich so lebendig wie nie zuvor. Die Zukunft schien plötzlich alle nur denkbaren Möglichkeiten bereitzuhalten.
»Wollt ihr etwa ein Bad nehmen, holde Pferdeprinzessin?« Schon war Aren bei ihr, ebenfalls barfuß, hatte sie um die Taille gefasst und übermütig hochgehoben.
Sie gab einen spitzen Schrei von sich, fand sich aber im nächsten Moment in seinen Armen wieder. »Lass mich runter! Auf der Stelle!«
»Wie Ihr wünscht, Prinzessin«, rief Aren und tat, als wolle er sie fallenlassen. Liana quietschte erschrocken und schlang ihre Arme um seine Schultern.
»Doch nicht? Nun gut. Dann bringe ich euch trockenen Fußes zu den Felsen, holde Pferdeprinzessin.« Und schon marschierte er mit ihr los hinein in das knietiefe Wasser.
»Nein! Ich will ans Ufer. Bring mich ans Ufer zurück«, rief sie. Dann wurde ihr schlagartig bewusst, in welcher Situation sie sich befand. »Runter! Lass mich runter! Wenn uns jemand so sieht!«
Zappelnd versuchte sie, sich aus seinem Griff zu winden.
»He, Vorsicht! Willst du, dass wir im …« Der Rest seiner Warnung ging wortwörtlich unter. Er hatte bei Lianas Zappelei das Gleichgewicht verloren, war auf dem glitschigen Untergrund ausgerutscht und hintenübergefallen.
Es spritzte gewaltig und nur den Bruchteil einer Sekunde später als er fiel auch Liana – allerdings mit dem Hintern voran – ins Wasser und stieß einen spitzen Schrei aus, als es ihr eiskalt durch das Kleid drang.
Prustend war Aren inzwischen wieder aufgetaucht, hatte sich aufgestemmt und hockte nun mit triefend nassem, ihm ins Gesicht fallenden Haar im See. Er … lachte?
»Was ist daran so witzig? Wie kannst du jetzt lachen?«, rief Liana entrüstet und schlug wütend auf das Wasser ein, dass es nach ihm spritzte.
Er hob schützend die Arme vors Gesicht, lachte noch immer und spritzte zurück.
»Hör auf! Lass das!«, schimpfte Liana, nur um im gleichen Augenblick mit der Hand durchs Wasser zu pflügen und ihm eine volle Breitseite zu verpassen.
Er konterte, und sie ebenfalls und immer schneller, immer wilder schlugen sie auf das Wasser ein, bis Liana irgendwann selbst nicht mehr anders konnte als zu lachen, denn die Situation war einfach zu absurd: Da sass sie nach all den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten, es keine Nachricht von seinem Verbleib gab, mit Aren in einem Bach und Wasserpflanzen garnierten seine Schultern. Das war so unfassbar, so verrückt, so … wundervoll.

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